Die Masterclass
de
Photograph of a man looking at his computer on kitchen counter
ETFs gibt es seit den 1990er Jahren an den Finanzmärkten. Worum handelt es sich dabei eigentlich? Ein Exchange-Traded Fund, kurz ETF, ist ein Fonds, der wie Aktien an den Börsen während der Öffnungszeiten gekauft werden kann und für den man nicht wie bei Investmentfonds bis zum täglichen Cut-Off warten muss.

ETFs sind nicht die einzige Art von Investmentfonds, die man kaufen kann. Es gibt verschiedene Arten von Investmentfonds wie Geldmarktfonds oder Hedgefonds. Investmentfonds können direkt über die Fondsverwaltungsgesellschaft oder über einen Broker oder eine Brokerin erworben werden. Ein Investmentfonds ist ein Pool von Geldern vieler Investoren, die von professionellen Vermögensverwaltern verwaltet und in Anleihen, Aktien oder andere Arten von Wertpapieren investiert werden. Fonds werden von Anlegerinnen und Anlegern oft wegen ihrer Diversifizierungsmöglichkeit geschätzt, denn wenn man einen Anteil kauft, ist man allen Basiswerten dieses Fonds ausgesetzt.

ETFs haben in den letzten 20 Jahren an Popularität gewonnen, vor allem wegen ihrer vermeintlich günstigen Preise. Aber sind sie wirklich so günstig?

Infographic showing increasing number of etfs 2003-2020

ETFs im Fokus

ETFs sind börsengehandelte Fonds. Sie heissen so, weil sie wie Aktien an einer Börse gehandelt werden. Ihr Preis schwankt im Laufe des Tages, basierend auf der Art und Weise, wie Anteile gekauft und verkauft werden, und vor allem basierend auf den ETF-Basiswerten, die die Bestandteile der ETFs sind – das können zum Beispiel Aktien, Anleihen oder sogar Rohstoffe sein. Das Besondere an ihnen ist jedoch, dass ihr Hauptzweck darin besteht, eine Benchmark nachzubilden. Aus diesem Grund werden die meisten ETFs als passiv verwaltete Instrumente betrachtet.

Zur Information: Eine Benchmark ist ein Index, der viele Wertpapiere so gruppiert, dass er einen bestimmten Markt oder ein Marktsegment nachbildet. So gibt es zum Beispiel Benchmarks, die die Performance der 500 grössten Unternehmen in den USA (S&P 500) oder der 20 größten Unternehmen in der Schweiz (SMI) nachbilden. Es gibt auch sehr viel spezifischere Benchmarks wie den „Nasdaq Biotechnology Index“, der die in den USA gelisteten Unternehmen aus dem Bereich Biotechnologie abbildet.

Zu rund 2300 verschiedenen ETFs erhalten Schweizer Anlegerinnen und Anleger Zugang – typischerweise über eine Privatbank. Der Einfachheit halber werden wir sie für diesen Artikel in unspezifische ETFs und spezifische ETFs einteilen. Unspezifische ETFs sind ETFs, die eine einfache und weithin anerkannte Benchmark abbilden (wie den S&P 500), während spezifische ETFs eher Nischen-ETFs sind, die komplexer sind (thematisch, ESG, sektoriell…).

Zu den beliebtesten gehören: Aktien-ETFs:

  • Mit diesen ETFs kannst Du in Aktien aus einem bestimmten Land, z.B. der Schweiz, oder in einen bestimmten Sektor investieren.
  • Anleihen-/Fixed Income-ETFs: Hier kannst Du in Anleihen bestimmter Länder oder Unternehmen investieren. Anleihen werden im Allgemeinen als Instrumente mit einem geringeren Risiko als Aktien angesehen.
  • Rohstoff-ETFs: Hier investierst Du in Rohstoffe wie Gold, Weizen, etc.
  • Thematische ETFs: Hiermit investierst Du in bestimmte Bereiche wie Nachhaltigkeit oder soziale Themen. Dies ist eine der beliebtesten Kategorien von ETFs.

Sind sie also wirklich günstig?

Wenn wir sagen, dass ETFs günstig sind, vergleichen wir sie in der Regel mit Investmentfonds, da beide Zusammenstellungen von Wertpapieren darstellen. Das Investieren in ETFs kann in der Tat billiger sein als das Investieren in einen Investmentfonds. Aber am Ende hängt es wirklich von der Art des ETFs ab, in das Du investieren möchtest.

Nehmen wir zum Beispiel an, dass Du 100.000 CHF für 10 Jahre angelegt hast und Dich fragst, wie sich die Verwaltungsgebühren auf Deine Rendite auswirken würden. Gehen wir von einer jährlichen Rendite von 6 % auf allen Märkten aus, und dass alle Erträge aufgezinst (reinvestiert) werden. Nun hast Du die Wahl zwischen 2 ETFs: einem ETF mit einer Gebühr von 10 bps (Basispunkten) und einem anderen mit einer Gebühr von 100 bps. Hier siehst Du, was Du mit 100.000 CHF am Ende des Zeitraums erhalten kannst:

  • 162.889 CHF für den ETF mit einer jährlichen Gebühr von 100 Basispunkten
  • 177.402 CHF für den ETF mit 10 Basispunkten pro Jahr
Infographic explaining what it costs to replicate ETF's
Image showing examples of costs of efts

Was konnten wir durch diesen Vergleich herausfinden?

Einige ETF-Klassen sind im Durchschnitt billiger als andere. So kosten beispielsweise ETFs auf festverzinsliche Staatsanleihen im Durchschnitt 0,14 %, während ETFs auf Hochzinsanleihen 0,40 % kosten (Abbildung 2). US-Aktien-ETFs sind ebenfalls im Durchschnitt günstiger als europäische Aktien-ETFs (0,16 % vs. 0,26 % – Abbildung 2), dann folgen globale Aktien-ETFs (0,37 % – Abbildung 2) und Schwellenländer-Aktien-ETFs (0,39 % – Abbildung 2).

Rohstoffe (0,51 %), Multi-Asset-ETFs (0,52 %) und auf Kryptowährungen basierende ETFs/ETPs (1,83 %) erscheinen als die teuersten in Bezug auf die Verwaltungsgebühren. (vgl. Grafik „Was es kostet zu replizieren“ – Abbildung 1)

Je komplexer die ETF-Verwaltung innerhalb einer Anlageklasse ist (zum Beispiel durch Nachbildung nur eines Sektors oder durch Screening des Marktes für thematische ETF), desto teurer wird der ETF. Dies ergibt Sinn, da die Portfolio-Verantwortlichen auch mehr leisten.

Die günstigsten ETFs sind diejenigen, die ausschließlich eine Benchmark nachbilden, ohne dass zusätzliche Arbeit investiert wird. In dem Moment, in dem die Portfolio-Verantwortlichen tatsächlich anfangen, den Markt nach Alpha-Generierung zu durchsuchen, oder mit einem komplexeren Produkt oder auf „unreinen“ Anlageklassen arbeiten, beginnt die Managementgebühr zu steigen, obwohl es eine passive Anlage bleibt. Nichtsdestotrotz gewinnst Du im Gegenzug auch mehr „Kontrolle“ über Deine Investition – in dem Sinne, dass Du durch einen bestimmten ETF eine genauere Sichtweise zum Ausdruck bringen kannst. Zum Beispiel ist eine Investition in einen ETF mit Fokus auf „Innovation“ präziser als ein ETF, welches alle US-Unternehmen kauft.

In diesem Fall kann es sich lohnen, aktiv verwaltete Wertpapiere wie Investmentfonds zu vergleichen, bei denen vor jeder Investitionsentscheidung eine Menge Recherche stattfindet. Stell Dir vor, Du würdest das Basismodell eines Autos kaufen. Nun fügst Du dem Basismodell so viele Optionen hinzu, dass der Preis tatsächlich teurer oder gleich dem des nächstbesseren Modells wird, das alle Optionen, die Du gerade hinzugefügt hast, bereits serienmäßig besitzt und zudem einen größeren Motor. Es wäre also besser, direkt das bessere Modell zu wählen, oder?

Lass Dich also nicht dazu hinreißen, ein ETF zu kaufen, wenn Du etwas so Spezifisches benötigst, dass ein Investmentfonds oder ein aktiv verwaltetes Portfolio besser (und manchmal auch günstiger) wäre.

Zum Schluss

Letztendlich sind ETFs nicht alle gleich. Jeder der mehreren tausend ETFs, die es derzeit gibt, hat seine eigenen Verwaltungsgebühren. Und das bedeutet, dass nicht alle von ihnen die gleiche Performance nach Abzug der Gebühren liefern werden.

ETFs bieten in vielen Fällen eine bequeme und kosteneffiziente Möglichkeit, auf die Märkte zuzugreifen, sind aber kein Wundermittel an sich, da die Gebühren recht schnell ansteigen können. Wenn die Gebühren zu hoch werden, bist Du vielleicht besser beraten, bei Vermögensverwaltern zu investieren – zum Beispiel über Investmentfonds, hinter denen ein aktives Portfoliomanagement steht. Diese aktive Lösung kann preiswerter sein als die passive, welche nur einer Benchmark folgt.

Frage Dich immer: Was bekomme ich für mein Geld?

Nebenbei bemerkt: Die Managementgebühren sind nicht alle Gebühren, die ein ETF oder ein Fonds erhebt. Eine genauere Zahl, auf die man achten sollte, wenn man sich einen Fonds anschaut, ist die TER – Total Expense Ratio, die sich auf dem Factsheet, KIID oder Prospekt eines Fonds befindet und die alle Gebühren zusammenfasst, die den Anlegerinnen und Anlegern vom Fonds berechnet werden.

***

Haftungsausschluss:
Der Inhalt jedes Beitrags auf dieser Website dient nur zu Infomationszwecken.
Alpian wird seine Produkte und Dienstleistungen kurz nach Inkrafttreten seiner Banklizenz auf den Markt bringen und im dritten Quartal 2022 für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Über den Autor

Amandine begann ihre Karriere 2015 in der Finanzabteilung von Porsche France, bevor sie im FX Sales Desk der Société Générale CIB in Genf und anschliessend als Fixed Income Sales/Trader bei Valcourt, einem Wertpapiermakler in Genf, arbeitete.

Sie hat einen Master in Management (PGE) der Toulouse Business School sowie einen MSc in Finance der EBS Universität in Deutschland.

Amandine hat eine Leidenschaft für Porsche und spielt gerne Golf, tanzt Salsa oder argentinischen Tango.

Diese Website verwendet Cookies, um Ihr Erlebnis zu verbessern.