Ist der Wunsch nach Reichtum jenseits von Geld gleichbedeutend mit dem perfekten Leben? Oder sind es die Risse der Unvollkommenheit, die unser Leben ausmachen?
Die Frage nach Reichtum jenseits von Geld beschäftigt Menschen ein Leben lang. Darauf Antworten zu finden ist nicht einfach, weil das, was «wahrer Reichtum» sein kann, eine ziemlich komplexe Frage ist.
Manche stellen sich unter Glück ein Leben vor, in dem sie alle Güter haben können, die für sie zurzeit unerreichbar sind. Für andere ist Glück die Unvollkommenheit in der Perfektion.
Im Buch «Wabi Sabi – Nicht perfekt und trotzdem glücklich!» , erklärt Christopher Weidner, wie kleine Unvollkommenheiten alltägliche Dinge zu etwas Besonderem machen. Wie sie Menschen helfen, den Moment bewusster zu geniessen und so mehr Glück zu erleben. Diese über 800-jährige japanische Philosophie des Wabi Sabi geht genau in die entgegengesetzte Richtung zum heutigen Perfektionismus und scheint schon fast das perfekte Mittel gegen Stress zu sein.
Perfekt unperfekt
Vielleicht ist es die Unvollkommenheit Deines Holztisches, der ihn so einzigartig und liebenswürdig macht. Möglicherweise gefällt er Dir genau deshalb, weil er Dich an seine Vergangenheit erinnert und Dir bewusst macht, wo Du in der Gegenwart stehst.
In Filmen wird der Protagonist oft von dem Menschen getrennt, den er unbewusst liebt. Just in dem Moment realisiert er, dass es die kleinen Unvollkommenheiten waren, die er an dem oder der Geliebten vermisst. Das führt oft zu klischierten romantischen Versöhnungen am Flughafen – natürlich kurz vor Abflug! In vielerlei Hinsicht ist Unvollkommenheit entspannter als Perfektion und am Ende auch gesünder.
Die Schönheit der Dinge liegt nicht im Streben nach einem perfekten Leben, sondern in der Einfachheit.
Bei Reichtum jenseits des Geldes ist es sehr ähnlich. Er besteht darin, sich zu fragen, was man sich wünscht, mit wem und warum.
Mit anderen Worten:
Freiheit: Mache, was Du willst
Verbundenheit: Mit den Menschen, die Du magst
Sinnhaftigkeit: Aus dem Grund, den Du Dir wünscht.
Vielleicht liegt das Geheimnis von wahrem Reichtum, Glück und Erfüllung jenseits von Geld, schlicht und einfach in der Unvollkommenheit. Darin, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und einfach man selbst zu sein.
Das Streben nach dem perfekten Aussehen sollte kein Selbstzweck sein. Vor allem, wenn Innen alles im Chaos ist. Klar, man mag sich um das Innere und das Äussere kümmern. Aber lohnt es sich, wenn wir uns stressen, weil nicht alles perfekt ist? Oder ist das gerade die kleine Kirsche auf dem Kuchen, die alles besser macht?
Was bereichert Dich?
In seinem Wabi Sabi-Buch erklärt der Autor, dass es genau diese Fähigkeit ist, die zu Glück führt: einen gewissen Grad von Unvollkommenheit zu akzeptieren. Dafür liefert er auch eine praktische Übung, um dem Reichtum jenseits von Geld näher zu kommen. Er verweist auf die berühmten sechzehn Grundbedürfnisse des Psychologen Steven Reiss. Diese Grundbedürfnisse motivieren nach Reiss unser Handeln und definieren unsere Persönlichkeit.
Die folgende Übung ist, meiner Meinung nach, eine wahre Quelle der Inspiration:
- Suche Dir jene Bedürfnisse heraus, welche dir am meisten zusagen.
- Denke über diese Bedürfnisse nach und versuche sie zu verwirklichen.
- Das Glück wird sich einstellen.
Probiere es aus!
