Die Masterclass
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von Jérôme Koechlin

Head of Communications and Secretary of the Executive Committee at REYL & Cie

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Bei moderner Führung geht es nicht darum, andere zu dominieren, sondern sie zu befähigen, ihre Autonomie und ihren Einfluss zu vergrössern. Es geht auch darum, Kollegen zu ermutigen, Verantwortung zu übernehmen, ihre Meinung zu äussern und ihren Einfluss innerhalb des Unternehmens zu stärken. Auch wenn Du nicht als Führungskraft geboren wurdest, kannst Du eine werden. Sehen wir uns an, warum Führung und die Vermittlung dieser Fähigkeit Hand in Hand gehen.

Vor über dreissig Jahren identifizierte der Soziolinguist Howard Giles eine Reihe von Verhaltensweisen und sozialen Markern, mit denen wir uns ausdrücken und nach denen wir andere beurteilen. Diese sozialen Marker werden in zwei Kategorien unterteilt: Macht und Sympathie. Und sie werden in Verbindung gebracht mit Selbstvertrauen, Kompetenz, Charisma, Einfluss, Freundlichkeit, Zugänglichkeit, Umgänglichkeit – aber auch mit Arroganz, Aggressivität, Einschüchterung, Schüchternheit, mangelndem Vertrauen und Unterwerfung. Der Ausdruck dieser Marker ist sowohl verbal als auch nonverbal. Oft nehmen Menschen mit starken Machtmarkern sympathische Menschen als schwach wahr, und umgekehrt empfinden letztere die ersteren als arrogant und bösartig.

Für Bill Gates ist eine gute Führungskraft jemand, der „andere befähigt“. Diese Fähigkeit zur Vielfalt ermöglicht es Dir, Deine Führungsrolle zu behaupten, Deinen Einfluss zu vergrössern und Vertrauen zu gewinnen.

Eine aktuelle Studie der Harvard Business Review („How to develop your leadership style“, Februar-März 2021) zeigt, dass der Stil einer Führungskraft umso unverwechselbarer wird, je konsequenter sie ihre Marker einsetzt und je mehr sie ihre Rolle durchsetzen kann.

In einer sich ständig verändernden Welt ermöglicht es die transformationale Führung, den eigenen Führungsstil an die Erwartungen der anderen anzupassen. Letztlich geht es darum, das richtige Gleichgewicht zwischen Macht und Sympathie zu finden. In manchen Situationen ist ein starkes Machtbewusstsein gefragt, während andere ein längerfristiges sympathisches Verhalten erfordern. Eine moderne Führungskraft muss daher wissen, wie sie ihren Stil mehrmals am Tag oder sogar mehrmals pro Stunde anpassen kann! Eine Führungskraft kann in einer Sitzung selbstbewusst und durchsetzungsfähig auftreten, um sich den Respekt und das Gehör ihrer Kollegen zu sichern, und in einer anderen Sitzung eher passiv zuhören, um eine bessere Zusammenarbeit zu ermöglichen. Für Bill Gates ist eine gute Führungskraft diejenige, die „andere befähigt“. Diese Fähigkeit zur Vielfalt ermöglicht es Dir, Deine Führungsrolle zu behaupten, Deinen Einfluss zu vergrössern und Vertrauen zu gewinnen.

Beobachten, zuhören und handeln. Dies erfordert Agilität, wobei wir uns des ständigen Wandels um uns herum bewusst sein müssen.

Beobachten, zuhören und handeln.

Wenn Du Dich also von einem Merkmal inspirieren lässt, das Dir an einem Kollegen gefällt, wie beispielsweise eine sorgfältige Aussprache, direkte Bemerkungen oder ein fröhlicher Gesichtsausdruck, dann bist Du kein Heuchler oder Nachahmer. Im Gegenteil: Du kannst dadurch Deine Führungsqualitäten ausbauen. Eine moderne Führungspersönlichkeit bleibt sich selbst und ihrer Persönlichkeit treu. Sie weiss aber, wie sie ihre Art zu sein, sich zu verhalten, zu stehen und zu kommunizieren an die jeweiligen Umstände anpassen kann. Dazu muss man sich selbst kennen lernen, verschiedene Marker testen und wissen, wie man sein Publikum und sein Gegenüber analysiert. Es ist auch wichtig zu wissen, wie man Führungshindernisse wie falsche Bescheidenheit, Impostersyndrom, mangelndes Selbstvertrauen, Angst, Bosheit oder Aggression erkennt.

Beobachten, zuhören und handeln. Dies erfordert Agilität, wobei wir uns des ständigen Wandels um uns herum bewusst sein müssen. Ein Wort der Weisheit!

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Über den Autor

Jérôme Koechlin ist Leiter der Kommunikationsabteilung und Sekretär des Exekutivausschusses von REYL & Cie. Er begann seine Karriere 1989 als Journalist und Kriegsberichterstatter, dann als Protokollchef des Staates Genf. Von 2003 bis 2018 bekleidete er verantwortungsvolle Positionen im Bankensektor, in der Kommunikation und im Management, bei Lombard Odier Darier Hentsch & Cie, UBP und Edmond de Rothschild. Er hat zahlreiche Initiativen in der strategischen, institutionellen, Medien- und Krisenkommunikation entwickelt und geleitet.

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